Verkehrsinfrastruktur und Wirtschaftsförderung sind unmittelbar miteinander verbunden, falsche Impulse bei der Verkehrspolitik können negative Folgen für die Wirtschaft haben. Die Verkehrsplanung in Parchim gilt es differenzierter als bisher zu betrachten.

  1. Es gibt Bereiche, wo der PKW- und LKW-Verkehr uneingeschränkt Vorrang haben muss, aber es gibt ebenso viele Areale in unserer schönen Kreisstadt, in denen Fußgänger und Radfahrer Vorrang haben sollten. Daher wollen wir ein bedarfsgerechtes und ganzheitliches Verkehrskonzept, dass den Menschen und alle Verkehrsmittel gleichberechtigt in den Mittelpunkt stellt.
  2. Wir setzen uns für die Erarbeitung eines Ortsteilentwicklungskonzeptes gemeinsam mit den Ortsteilen ein, denn Parchim ist mehr als nur die Altstadt. Die Anbindung aller Ortsteile durch Radwege an das Stadtzentrum ist ein Schwerpunkt für die nächsten Jahre.
  3. Eine starke und stabile Wirtschaft ist die Basis für den Wohlstand unserer schönen Kreisstadt. Daher muss die Wirtschaftsförderung Parchim ausgebaut werden und neben der Neuansiedlung auch mehr Beratungsangebote für bestehende Unternehmen bieten. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsfördergesellschaft Südwestmecklenburg sowie der Nachfolgezentrale MV soll ausgebaut werden. Zur Stärkung der bestehenden Einzelhandelsstrukturen könnte eine gemeinsame Online-Handelsplattform, in der bestehende Online-Shops integriert und für interessierte Einzelhändler neue Online-Shops zur Nutzung, angeboten werden.
  4. Es gilt, industriepolitische Schwerpunkte bei der Außendarstellung setzen. Wir haben erfolgreiche Betriebe der Metallverarbeitung und Medizintechnik vor Ort. Hier gilt es ähnliche Betriebe gezielt anzusprechen und anzuwerben, um Synergien zu schaffen und auszubauen. Fachkräfte lassen sich leichter anwerben, wenn es vor Ort mehrere potenzielle Arbeitgeber gibt.
  5. Für Start-Ups und andere Jungunternehmen sollen günstige und flexible Gewerbeflächen geschaffen und gezielt angeboten werden.
  6. Um die Aufenthaltsqualität für die Kunden des Einzelhandels in der Innenstadt zu verbessern, wollen wir kostenfreies Parken mittels Parkscheibe in der Innenstadt einführen. Gleichzeitig muss der vorhandene Verkehrsraum mehr für Radfahrer und Fußgänger nutzbar gemacht werden, denn die Erfahrungen anderer (Klein-)Städte zeigen, je mehr Raum für die Menschen zum Aufenthalt bereit gestellt wird, desto mehr Menschen zieht es in diese Bereiche der Stadt. Eine Radfahrer- und Fußgängerfreundliche Neuausrichtung der Verkehrspolitik in Parchim, kann dadurch die Innenstadt beleben und die Wirtschaft unterstützen.
  7. Das Tourismuskonzept der Stadt Parchim ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, die hier geplante Aufwertung des Wockerseeufers und Wockertal als Naherholungsgebiet unterstützen wir ausdrücklich. Ein Großteil der Touristen kommen auf dem Wasserweg nach Parchim, die unmittelbare Zentrumsnähe des Hafens am Fischerdamm ist einmalig in der Region und äußerst beliebt. Daher muss ein Erweiterung des bestehenden Hafenareals angestrebt werden und sollte bei den Planungen der Kulturmühle mit einfließen. Das Stadtmarketing muss professionalisiert und ausgebaut werden, eine stadteigene Stadtmarketinggesellschaft wäre hier zielführend.
  8. Die Fahrbahnmarkierungen für RadfahrerInnen auf der Langen Straße waren ein guter erster Schritt, wo es heute schon möglich ist, wollen wir diese Art der Markierung kurzfristig fortführen. Davon unabhängig gibt es noch immer in Parchim viele Gefahrenstellen für Fuß- Rad- und KfZ-Verkehr. Wir wollen hier kurzfristige und pragmatische Lösungen herbeiführen und unterstützen bestehende Fahrradinitiativen und Vereine bei Ihrer Arbeit. Fahrradfreundliches, abgeschliffenes Kopfsteinpflaster erleichtert die Fortbewegung mit dem Rad und erhält trotzdem den Charakter der Altstadt. Auch bei den Planungen der Kulturmühle muss ausreichend Verkehrsraum für Fußgänger und Radfahrer und die Zufahrtsstraßen (Mühlenstraße / Fischerdamm) als verkehrsberuhigter Bereich geplant werden
  9. Wenn die Stadt neue Fahrradständer aufstellt, sollten diese sicher und praktikabel sein. Fahrradständer, an denen nicht gleichzeitig der Rahmen und ein Rad angeschlossen werden können, laden zum Diebstahl ein. Wir wollen mehr solcher Abstellgelegenheiten in der gesamten Innenstadt und an touristisch interessanten Punkten wie bspw. der Wockerquelle oder dem Moltkedenkmal. An der geplanten Fahrradstation Mönchhof sowie auf dem Schuhmarkt wollen wir kostenlose Trinkwasserspender installieren.
  10. Barrierefreiheit macht Parchim für alle Menschen lebenswerter. Egal ob Geh- oder Sehbehinderung, ob Kinderwagen oder Rollator: Alle Kreuzungen und Bushaltestellen in Parchim sollen barrierefrei werden!
  11. In Parchim gibt es fünf verschiedene Parkzonen – genauso viele wie in Berlin Pankow (inkl. Prenzlauer Berg). Dabei kommt es zu Absurditäten wie der Tatsache, dass Bewohner der Langen Straße nicht in der Langen Straße parken dürfen. Wir wollen eine Vereinfachung der Parkraumbewirtschaftung auf maximal zwei Zonen.
Radwege in Parchim, Foto: colourbox

Um den Arztmangel zu lindern, müssen Medizinerinnen und Mediziner nach ihrem Studienabschluss dazu gebracht werden, ihre Universitätsstadt zu verlassen und nach Parchim zu ziehen. Dafür ist Parchim als attraktive Stadt mit guter Verkehrsanbindung und umfangreichem Kulturangebot gut aufgestellt.
Dennoch sollten wir

  1. Unsere AbiturientInnen, die die Stadt zum Medizinstudium verlassen müssen, aktiver an die Stadt anbinden. Wir wollen ein Netzwerk von Medizinstudierenden aus Parchim aufbauen. Dieses Netzwerk soll helfen, Praktika im Krankenhaus und in Praxen zu finden und den Kontakt der JungmedizinerInnen untereinander stärken. So wollen wir für die zukünftigen Ärztinnen eine zusätzliche Verbindung in die Heimat herstellen. Die logischen Partner der Stadt wären das Krankenhaus, die Kassenärztliche Vereinigung und die Schulen in Parchim und Lübz.
  2. Unser zukünftiges Ärzte- und Pflegepersonal muss nicht in Parchim geboren sein. Parchim ist attraktiv genug, um sich als neue Heimat für Berufseinsteiger anzubieten. Es sollte bei der Stadt einen Koordinator für europaweite Werbung um Fachkräfte geben. Mittels der sozialen Medien sollte Fachpersonal in Deutschland und anderen EU-Staaten (aufgrund des Brexits insbesondere Großbritannien) geworben werden. Die Stadt sollte dann Hilfestellungen bei der Arbeitsplatzvermittlung, der Wohnungssuche und eventuell der Anerkennung der Abschlüsse sowie dem Deutschlernen anbieten. Immigration stellt eine Chance da, den Fachkräftemangel abzumildern.
  3. Wir setzen uns dafür ein, dass in Parchim eine Möglichkeit zur schulischen Krankenpflege-Ausbildung geschaffen wird. Dies würde Parchim als Ausbildungsort attraktiver machen und zu einer höheren Bekanntheit im Pflegesektor führen.
  4. Gute Arbeit verdient guten Lohn. Die Stadt soll sich dafür einsetzen, dass Pflegepersonal in Parchim angemessen bezahlt wird. Betriebe, die ihren Angestellten weniger zahlen als die Konkurrenz in Schwerin, Plau und Ludwigslust dürfen sich nicht wundern, wenn sie kein Fachpersonal finden. Auch wenn hier wenig rechtliche Handhabe besteht: Missstände bei der Bezahlung gehören angeprangert und behoben!
  5. Nicht jede Hausärztin, nicht jeder Hausarzt, möchte selbstständig sein und sich verschulden. Die Stadt soll potenziellen HausärztInnen, die sich nicht selbstständig niederlassen wollen, Angebote unterbreiten wie fertige Praxisräume oder ein stadteigenes MVZ.
Medizinische Versorgung / Pflege Parchim; Foto: colourbox

Die Kulturmühle ist ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal. Das Mecklenburgische Staatstheater besitzt in Parchim die einzige reine Kinder- und Jugendtheatersparte Ostdeutschlands. Gemeinsam mit dem Museum entsteht hier ein vielseitiges Angebot für die Stadt und ihre Gäste. Wir wollen die Kulturmühle zu einem Erfolg machen, der sich positiv auf die Bildung unserer Jugend, den Tourismus und das Kulturangebot für alle Bevölkerungsschichten auswirkt.

  1. Um der Stadt und dem Landkreis die Mitspracherechte beim Staatstheater zu sichern, sind wir gegen einen Verkauf der kommunalen Geschäftsanteile an die Landesregierung und sprechen uns für einen erhöhten Landeszuschuss aus.
  2. Wir haben erreicht, dass Stücke für Erwachsene angeboten werden. Dieses Angebot soll ausgebaut werden.
  3. Um die Akzeptanz des Theaters im Kreis zu fördern, wollen wir die Jugendlichen aus dem gesamten Kreis stärker an das Theater anbinden. Die Anreise mit dem öffentlichen Personennahverkehr soll kostenlos sein.

Obwohl Parchim von Natur umgeben ist, gibt es in der Altstadt zu wenig grün. Wir wollen eine intensivere Bepflanzung der vorhandenen Freiflächen und Blumenrabatten.
Mit der WOBAU und den Stadtwerken hat Parchim ideale Voraussetzungen, CO2-neutral zu werden.
Zusammen mit den BürgerInnen wollen wir ein integriertes Klimaschutzkonzept entwickeln. Bisher ist es unserem Stadtwerk gelungen, Solaranlagen und ein Biomassekraftwerk zu errichten. Der Wärmebedarf vieler Häuser wurde durch Maßnahmen zur Dämmung reduziert. Diese Schritte sollen künftig vorangetrieben und koordiniert werden.

  1. In zukünftigen Baugebieten wollen wir CO2 neutrale Energiekonzepte umsetzen. Die Wärmeversorgung in den vorhandenen Wohn- und Gewerbegebieten soll langfristig auf CO2 neutrale Energie umgestellt werden. Regenerative Energie und Geothermie bieten die Chancen, die wir nutzen wollen, um zu bezahlbaren Preisen Wärme und Strom zu erzeugen.
  2. Wohnen in Parchim soll für alle – auch für Auszubildende und RentnerInnen - bezahlbar bleiben.
  3. Die Gestaltung unserer Grünanlagen soll ein neues Gesicht erhalten. Künftig wollen wir die Bepflanzung darauf abstellen, Bienen als Nahrung zu dienen. Zusätzlich wollen wir nach dem Motto „Pflücken erlaubt" eine Anreicherung der Stadt mit Fruchtgehölzen (u. a. Walnuss, Obst) und Gemüse erreichen. Die "essbare Stadt" ist eine Bewegung, der sich in Deutschland schon mehr als 60 Städte angeschlossen haben. Sogar das Haushaltsbudget der Stadt profitiert von diesem Angebot: Die regelmäßige, jahreszeitenorientierte Neubepflanzung der städtischen Beete fällt weg, die Gemüse- und Obstplantagen benötigen insgesamt weniger Pflege als die aufwändigen Blumenrabatten.
  4. Auf stadteigenen Flächen soll der Einsatz von Glyphosat verboten werden. Das Insektensterben ist real und jeder Schritt für den Erhalt der Artenvielfalt ist wichtig!
  5. Die Flächen des Exerzierplatzes, die nicht bebaut werden, sind parkähnlich zu gestalten, wobei nach der Devise „Alles, was die Biene mag, gehört in den Park“ zu verfahren ist. Das bedeutet, dass über die gesamte Vegetationsperiode ein Blühvorrat zu gewährleisten ist und nur einheimische nektar- und pollenspendende Gehölze anzubauen sind.
  6. Im Interesse der Naherholung ist es ratsam, um den zweiten Voigtsdorfer Teich einen Wanderweg anzulegen, der ggf. später unter Mitarbeit von schulischen Arbeitsgemeinschaften zu einem Lehrpfad gestaltet werden kann. Der sogenannte Eisvogelweg im Wockertal bedarf einer Grunderneuerung.
Umweltschutz, Foto: colourbox

Gesellschaftliches Engagement sieht heute anders aus als vor 30 Jahren. Wir wollen die Stadtverwaltung für neue Formen der Bürgerbeteiligung öffnen. Beiräte für Jugend, Senioren und Integration können diesen Bevölkerungsgruppen mehr Gehör verschaffen.

  1. Als ersten Schritt wollen wir ein Jugendparlament etablieren. So sollen die, die auch in fünfzig Jahren noch in Parchim leben werden, mehr Mitsprache bekommen. Wer als Jugendlicher seine Stadt mitgestalten kann, bleibt ihr eher als Fachkraft erhalten.
  2. Unter einer echten BürgerInnen-Beteiligung verstehen wir auch die frühzeitige Einbindung der Menschen, die von Planungen der Stadt betroffen sind oder Interessierte. Als „frühzeitig“ sehen wir den Zeitpunkt bevor für viel Geld Planungs- und Ingenieurbüros mit Entwürfen und Konzepten beauftrag werden, die besten Ideen entstehen bei den Betroffenen selbst. Die durchgeführten Workshops rund um die Erarbeitung des ISEK waren hier ein guter Anfang und sollten zum alltäglichen Handeln der Stadtverwaltung werden.
  3. Es gibt in Parchim immer mehr alleinstehende Rentnerinnen und Rentner. Damit niemand Heiligabend alleine verbringen muss, wollen wir für alleinstehende Senioren eine gemeinsame Weihnachtsfeier veranstalten.
Jugendparlament und Bürgerbeteiligung in Parchim, Foto: colourbox